Freitag, 18. Mai 2007

Rechner kaputt, lang nichts mehr gehört voneinander

Computer verrecken, und indem sie verrecken, lenken sie unsere Blicke wieder aufs Wesentliche, auf den Rasen zum Beispiel, auf dem wir spielen sollen mit unseren Kindern zum Beispiel. Blog muss man ernst nehmen, sonst hat er keinen Wert. Woher sollt ihr wissen, was ich treibe, wenn ich es euch nicht schreibe? Ihr sollt jeden Tag hierher und dort was Neues finden, sonst geht euer Interesse verloren und auf diese Spiegel-Online-Scheiße, wo sie den ganzen Tag nichts anderes machen als sich Neues ausdenken für euch zum Anklicken und Lesen, den armen Werbepartnern gnadenlos Geld aus der Tasche ziehen dafür und dann, als ob es nicht schon langte, auf den Bildschirmen damit unsere – eure –Augen zu versauen, die Soße zwischen Buchtdeckel pressen und euch verkaufen als „Dativ dem Genetiv“ und „Achilles und laufen“ und so weiter. Aber bitte, es ist eure Zeit.

Menschen dagegen, die das ernst nehmen, was das Internet bietet, findet ihr bei den Freunden vom zweitens-Magazin. Geht dahin, wenn ihr hierher geschaut habt und enttäuscht wieder nichts gefunden habt, was ihr lesen wolltet.

Es war hier auch schon mal mehr zu erleben: Leserbriefe, die mich als E-Mail erreicht haben. Aber diejenigen, die so etwas schreiben, wollen mich erreichen und nicht euch – ohne kommerziellen Hintergrund, nur persönlich. Pech für euch. Von mir könnt ihr alles haben, was ich euch schreibe. Das sind die Regeln, die anderen müsst ihr selbst fragen und wenn sie nein sagen, heißt das nein und nicht ja.

Theater? Auch. Das große Ereignis des vergangenen Monats in München war das „radikal jung“-Festival im Volkstheater. Ich war da, es war gut, zu gut, man möchte fast schon wieder das Wort kommerziell benutzen. Junge Menschen, also Menschen mit weniger als dreißig Jahren auf der Welt, arbeiten fleißig für die deutschen Bühnen, arbeiten sauber und genau mit Schauspielern zusammen, weil sie Angst haben um ihren Arbeitsplatz. Wenn sie rumrotzen, kommen die Menschen in den Städten nicht mehr in die Theater ihrer Städte, und die Auslastung stimmt nicht mehr, geht zum Teufel. Die Stadträte schließen die Theater, schicken die Intendanten in die Wüsten und erst dann werdet ihr bemerken, dass Günther Jauch in der Werbepause keinen Sekt verkauft. Wer sollte das wollen?

Lieber eine Woche lang Hochglanz-Theater von jungen Leuten anschauen und sich nicht darüber beschweren, dass es zu gut ist, um unfertig, wild, radikal oder was auch immer genannt zu werden, was an sich ja auch kein Qualitätsanspruch sein darf.

Apropos unfertig: Ein Kritiker sollte nicht nur kritisieren, er sollte sich selber ausstellen, es wenigstens versuchen. Eine befreundete Theatergruppe von mir, die sich selbst Tramödians nennt, spielt seit vergangenem Wochenende ein neues Stück in einem Pfarrsaal bei Augsburg, ich drehe am Lichthebel, manchmal wird es davon dunkel, manchmal hell. Das ist schon wichtig, dass es auf den Bühnen hell ist, dass man was erkennen kann zu den Worten, die die Schauspieler einem sagen, allerdings ist der, der hell macht, nicht so wichtig, weil er ersetzbar ist durch praktisch jeden. Was man sehen kann, wenn es hell ist, ist nicht Hochglanz, nicht einmal ansatzweise professionell – was an sich auch noch kein Qualitätskriterium ist –, aber es macht einige, die zusehen, sehr, sehr glücklich, was durchaus und schlicht gut ist. Dieses Wochenende sind noch drei Aufführungen. Wer das hier liest, kommt und an der Kasse, die ich neben dem Licht auch noch bediene, das Stichwort „Blog“ erwähnt, bekommt von mir ein Bier geschenkt.

Wir sehen uns und verdammt gut aus dabei. Oder?